Was haben Jalta und Köln gemeinsam? Richtig! Hier und da könnte einfach mal ein Straßenschild stehen.

Auf der Suche nach dem Palast des Emirs von Buchara z.B. kann man sich trotz Stadtplans ziemlich verfransen. Und wenn man keinen sehr aktuellen Reiseführer und nicht im Internet recherchiert hat, muss man schließlich feststellen, dass der Palast heute als Sanatorium genutzt wird. Man kann das zur Kenntnis nehmen und weiter gehen, aber man kann auch versuchen, den Menschen, die das Eingangsdrehkreuz passieren, zu folgen. Ich zumindest bin nicht weit gekommen. Nur Sekunden, nachdem ich das Gelände betreten hatte, schrie es hinter mir unverständlich, aber unmissverständlich. Den Gesichtsausdruck der Pförtnerin möchte ich hier gar nicht näher beschreiben.

jalta2-1Leichter zugänglich ist die weit oben im Norden von Jalta auf einem Hügel thronende armenische Kirche. Von Westen kommend kann man auf dem Weg dorthin die wunderbare Puschinskaya mit den vielen kleinen Läden und Cafes entlang schlendern und in der Tschechowstraße alte Villen in unterschiedlichen Stadien des Verfalls entdecken. Oben angekommen hat man zwar leider keinen Panoramablick über die Stadt, aber eine schöne Aussicht in die umliegende Hügellandschaft.

jalta3Zurück zum Meer geht es zunächst durch nicht ganz so schicke Straßen zum Rathaus im Sowjetstil und dem gegenüberliegenden Gebäude, das im Stadtplan gewagt als Warenhaus bezeichnet wird und durch brüchige Altstadtgassen. Das ehemalige Fährhafengebäude sieht von außen echt abgewrackt aus und wird wohl temporär als Flohmarkthalle genutzt. Die Abfahrtstafel und der alte Informationsschalter sind noch da.

Schade, dass das Erbe der griechischen und sowjetischen Seefahrt hier völlig auf den Hund gekommen ist. Die Katamarane und die kleinen Ausflugsschiffe, die einst die Krim umrundet hjalta4aben müssen, liegen fast alle aufgebockt auf der Hafenmole.  Nur die Schiffe nach Alupka fahren. Vor allem wohl, um die Touristen wie uns zum Schwalbennest zu bringen.

Am Anleger wird man sehr liebevoll betreut. Auf englisch sagte man uns, dass man für die Fahrt an Kasse fünf ein Ticket kaufen müsse. Weit und breit war aber auch keine andere Kasse besetzt. Drei und vier sahen aus als ob dort seit Jahren kein Ticket über die Theke gewandert ist. Kasse zwei war gar nicht vorhanden und Kasse eins versteckt am anderen Ende. Beim Ticketkauf schließlich sagte man uns dann, dass das Schiff von Anleger sieben abfahren würde. Außerjalta1-1 einem verwaisten Anleger acht war jedoch auch kein anderer zu entdecken.

Vermutlich wegen dieses nicht allzu aufregenden Seelebens haben die Alupka-Schiffe das Geschäftsmodell Oberdeck entwickelt. Die – sagen wir mal: zentrale – Kasse fünf nimmt für die Hin- und Rückfahrt 80 Griwna, wovon die Seeleute vermutlich nicht allzu viel sehen. Also sperren sie das Oberdeck ab bis das Schiff abgelegt hat. Dann kommt ein Mann mit Schlüssel und lässt alle, die ihm zehn Griwna in die Hand drücken, nach oben.

jalta1-2Auf der Promenade von Jalta tobt das Leben. Perfekt an hiesige Verhältnisse angepasst: Die Indios mit ihren Flöten und weichgespültem ukrainischen Backgoundsound. Die Fangemeinde wächst von Tag zu Tag.

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