Guten Morgen aus Kiew, dorbyy ranok,
während Austrian Airlines uns bedenklich schaukelnd zu Boden beförderte, war die ältere Dame auf meinem Nebensitz darum besorgt, dass ich nicht zuviel für das Taxi vom Flughafen zum Hotel zahle.
Die jüngere Frau auf dem Fensterplatz dagegen hatte mich schon vorher nach einem Blick auf meinen Reiseführer gefragt, was mich an der Ukraine reizen würde, um danach umgehend Ihr Unverständnis darüber zu äußern, dort Urlaub machen zu wollen. Sie als in der Schweiz lebende Deutsche mit ukrainischen Wurzeln würde dies niemals freiwillig tun. Nichtsdestotrotz versorgte sie mich mit umfangreichen Informationen zu Orten, die ich mir unbedingt anschauen müsse.
Die meisten dieser Sehenswürdigkeiten werden in jedem Reiseführer mehr oder weniger ausführlich beschrieben – leider eher weniger. Was nach zwei Tagen Kiew fehlt, ist ein Baedecker Ukraine. Hallo Baedecker, Ist da vielleicht einer in Arbeit?
Auf dem Maidan kann man seit diesem Sommer ein wunderbares Wasserschauspiel betrachten. Gegen 22:00 versiegen für kurze Zeit die Brunnen, um danach mit Lichteffekten und Musik unterlegt furios neu zu starten.
Die längste Rolltrepppe der Welt schien es für uns in der gleichnamigen Metrostation unter dem Chreschtschatyk geben. Nach einigen Recherchen weiß ich nun, dass sie etwa hundert Meter lang ist, aber von einer Moskauer und einer Rolltreppe in Hongkong um einige Meter übertroffen wird. Wo genau sie sich im Rolltreppenranking einordnet, ließ sich auf die Schnelle nicht herausfinden. Dafür aber, dass die Rolltreppe als solche ganz offensichtlich viele Fans hat und sich diese ähnlich wie Eisenbahnfreunde zusammentun.
Die teils atemberaubende Geschwindigkeit der Kiewer Rolltreppen entspricht allerdings nicht der EU-Norm. Meine Begleitung C. würde ein langsameres Fahrtempo sicherlich begrüßen, springt sie doch immer mit Anlauf todesmutig auf. Die einheimische Bevölkerung würde sich zumindestens in der Rush Hour ziemlich Drängeln müssen. Aber so stelle ich mir dann auch ein Treffen der Rolltreppenfreunde Köln vor.
Unser Taxi war übrigens preiswerter als von meiner Sitznachbarin angedroht und beim Ausladen des Gepäcks sprach der schweigsame Fahrer plötzlich deutsch. Ich hatte ihn am Flughafen auch nur nach englischen Sprachkenntnissen gefragt ….