Was für ein Ritt hatten wir ab Feodosia durch die Steppe bis zum Hotel ans Ende der Welt! Der war echt die Belohnung für alles Elend, das Höhenängstliche nur schwer ertragen können. Von Jalta bis Aluschta war die Straße super und wir fühlten uns sicher. Danach wurden wir allerdings abrupt und bis Sudak 78 Kilometer ins arg ruppige Krimgebirge geschmissen. Spaß und Entspannung gehen anders.

kertsch1Reisebegleitung C. sagte mir, sie hätte gelesen, dass Kertsch die am meisten unterschätzte Stadt der Krim sei. Und ich finde, es stimmt. Kertsch ist nämlich wider Erwarten ziemlich cool. Es muss irgendwann in den letzten Jahren geerbt oder im Lotto gewonnen haben. Die Altstadt ist vor kurzem wieder aufgepeppt worden. Eigentlich ist man noch dabei. Ist ein bisschen bunt, aber echt nett und die Griechen, die hier als erste gesiedelt haben, haben ihre Tempel schließlich auch ursprünglich satt angemalt.

kertsch2Das Hotel ist vermutlich das witzigste, das wir auf der ganzen Reise gesehen haben werden. Das Grafskaya Pristan ist ein Familienbetrieb. Die Mutter ist charmant und geschäftstüchtig, der Vater labert gerne in einem sehr eigenen Englisch mit den Gästen. Der eigentliche Hit ist die Tochter, die ziemlich gut englisch spricht und noch besser versteht, aber nur wenn ihre Mutter nicht dabei ist. Vor allem haben sie alle nicht den Lehrgang „how to be a good waitress“ absolviert und das ist richtig wohltuend. Alle beherrschen den feinen Unterschied zwischen „you are welcome“ und „please“.  Außerdem haben sie alle keine Angst vor Fremden – wahrscheinlich weil schon vorher genügend andere komische Menschen übers Meer gekommen sind. Die beiden Frauen, die mit dem Mietwagen über die Prärie anreisen, konnten sie jedenfalls nicht mehr schocken.

kertsch3-freibadPhantasie hat der Kertscher, hat er doch in Ermangelung von Sandstränden im Stadtgebiet zwei interessante Freibäder ins Meer gesetzt.

Die Fußgängerzone von Kertsch ist wirklich reizend. Der Mount Kertsch (oder Monte Kertsch, wie C. sagt) aka Mithridatesberg ist ein absolutes Muss. Dort oben hat man einen phänomenalen Blick über die Stadt, die Straße von Kertsch, die Insel Tusla, um die Russland und die Ukraine lange gesteritten haben, und halb Russland. Außerdem finden sich dort noch Überreste der einstigen griechischen Siedlung.

kertsch5Außerdem lohnt es sich, noch ein bisschen die Umgebung zu erkunden. Den Hafen, wo die Russlandfähren abgehen (leider sehr abgeschirmt), Kap Fonar, den östlichsten Punkt der Krim, und Kurortne, einen angeblich typischen Badeort am Asowschen Meer. Danach hatten wir wirklich alle Straßenzustände durch und Begleitung C. Kopfschmerzen. Die hinterletzte Dorfstraße ist wirklich nur mit fünf bis 10 Km/H zu beschaukeln.

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